Zwar sind drei Playoffteilnahmen eine sehr bleiche Ausbeute im Vergleich zu etablierten Erstligateams – zu denen zweifelsohne auch Nuglar United gehört, die sich allein schon im Cup mit sechs Silbermedaillen schmücken dürfen – und doch mag es erstaunen, dass es dem DT Bäretswil erst im dritten Anlauf vergönnt war, sein Heimspiel in der Serie tatsächlich in der heimischen MZH Dorf in Bäretswil auszutragen. Schon beim Aufstellen bemerkten die Verantwortlichen, dass sich die Gemeinde Bäretswil ein infrastrukturelles Update technischer Natur gegönnt hatte. Eine neue Lautsprecheranlage – state of the art also im Zürcher Oberland. Dass nun diese Lautsprecher quasi serienmässig überschlagen und Durchsagen durchs Band knapp an der Unverständlichkeit vorbeischrammen, war wahrscheinlich nicht beabsichtigt, führt aber dazu, dass man sich nun im ländlichen Bäretswil zumindest insofern in einer Grossstadt wähnt, als dass die Ansagen des Speakers klingen wie in U-Bahnen ganzwoanders (Bäretswil hat aber doch immerhin einen Bahnhof – allerdings halt ohne zeitgemässen Bahnverkehr). Ein anderer fast schon sympathischer Effekt dieser Anlage ist, dass man quasi akustisch wahrnehmen kann, was die Unihockeyspieler fühlen, wenn der Ball über den gelben Boden holpert und sicher im falschen Moment über die Schaufel springt. Auch in der zweiten Begegnung zwischen Nuglar und Bäretswil kamen wieder viele interessierte Zuschauerinnen und Zuschauer darunter auch ein Block in Schwarz und Weiss getauchte Nugler.

Überhaupt zeigte das Spiel in vielerlei Hinsicht Analogien zur ersten Begegnung. Zwar hatten beide Teams in der letzten Woche an sich gearbeitet, dies wurde durchaus sichtbar, dennoch nahm das Spiel am Ende dann doch eben einen über weite Strecken ähnlichen Verlauf. Beispiel gefällig? Osterwalders 1:0 nach wenigen Minuten, nachdem G. Meier den Ball erobert hatte zum Beispiel. Wieder war es Captain Osterwalder, der den ersten Treffer im Spiel eröffnete und wieder durch einen Konter. Erwähnenswert dabei vielleicht noch dies. Bis dahin war es Nuglar gewesen, dass mit Abschlüssen nicht gespart hatte und versucht hatte von der ersten Minute an in Führung zu gehen, gleichzeitig aber auch merkte, dass Bäretswil für gewisse Situationen Rezepte gefunden hatte und sich nicht so leicht aus dem Konzept bringen lassen wollte. Ebenfalls in der kurzen Zeit bis zum 1:0 sichtbar geworden war aber auch, dass Nuglar es auch auf fremdem Terrain durchaus versteht den Ball sanft anzunehmen, den Kopf hochzunehmen und blitzschnell seine Mitspieler findet oder auch den Abschluss aufs Tor platzieren kann. So dauerte es auch nur gerade einen Einsatz bis Nuglar den Rückstand ausgleichen konnte. Nuglars Torhüter konnte seinen freilaufenden Stürmer, der seinen Verteidiger abgeschüttelt hatte, direkt lancieren und dieser wiederum zentral zum 1:1 abschliessen. Und wieder einen Einsatz später hatte die Bäretswiler Verteidigung für einen Moment einen Gang heruntergeschaltet, war nicht ganz nahe am Mann geblieben und so konnte eine Querverlagerung in die erstmalige Führung für die Schwarzbuben verwandelt werden. Das 1:3 aus Bäretswiler Sicht war dann etwas sehr hausgemacht: Fischer verlor unmittelbar vor dem eigenen Tor bei einem missglückten Dribbling den Ball an den lauernden Kurtesi, der nahm das Geschenk an, umlief Kuratle im Tor und schloss ab, zwar war Kuratles Arm noch am Ball, doch nicht entscheidend genug, um den Treffer zu verhindern. Als dann auch noch das 1:4 fiel fühlte man sich definitiv an den Abend in Kaiseraugst erinnert: Vorne klappte bei Bäretswil wenig, dabei war es auch wenig hilfreich, dass der eigene Ballbesitz zu oft für überhastete Abschlüsse oder Schüsse übers Tor genutzt wurden, die letztendlich nur wieder zu Ballbesitz für Nuglar führten. Nuglar indes ersetzte auch in Spiel 2 den Torhüter phasenweise für einen vierten Feldspieler. Und in dieser Konstellation fiel dann auch das 1:4: Nachdem Nuglar den Ball lange hatte hin- und zurückspielen müssen, verloren die Bäretswiler mit der Zeit die Geduld und verliessen die kompakte Verteidigungszone, die die Diagonalpässe für Nuglar verunmöglichte. Die Nugler sahen die Gelegenheit und liessen den Ball nun schnell zirkulieren und gleichzeitig auch zwei sehr gute Abschlussmöglichkeiten für einen weiteren Querpass aus, so dass Verteidigung und Torhüter ausgeschaltet waren und der Ball nur noch flach über die Linie geschoben werden musste. Klapp-klapp Innebandy nennen die Schweden das, wunderschön zuzuschauen und wunderbar für das Team, das den Treffer erzielt. Und schliesslich folgte sogar noch das 1:5 für Nuglar wieder im Spiel mit vier gegen drei. Von Bäretswil offensiv kaum Schlagkraft und defensiv dazu noch zu fehleranfällig. Einziger Lichtblick war am Ende des Drittels der dem DTB zugesprochene Penalty. Ganz trat an und verwandelte die Möglichkeit mit einer unglaublichen Coolness zur Tatsache und zum Pausenstand von 2:5. In Folge war klar, dass Bäretswil würde mutiger agieren müssen, wenn sie die Entscheidung in Extremis würden erzwingen wollen. Mutiger bedeutete in diesem Fall, klarere Entscheidungen am Ball, mehr Entschlossenheit, aber auch mehr Geduld – auch mit sich selbst und den Blockkameraden.

In dieser Hinsicht gelang der Start ins zweite Drittel ganz ordentlich. Die ersten zwei Spielminuten hatte man klar mehr Ballbesitz als noch vor der Pause. Arbeitslos war Huber im Tor jedoch deswegen keineswegs, er wehrte sich und hielt Bälle und schaffte es so, seine Farben im Spiel zu halten. Und trotzdem war leider kein zählbares Resultat zu beobachten. Das zehrte an den Bäretswiler Nerven und auf der Bank machte sich eine gewisse Unruhe breit. In der 29. Minute kam dann, nachdem das Spiel zwar hin- und hergewogt war, aber wenig Dramatik geboten hatte, Hektik auf. Zuerst scheiterte Bäretswil nur knapp an einem Verteidiger, der sich blitzschnell in einen Schuss auf die leerstehende Torecke warf, dann warf sich Huber in den Gegenstoss und wiederum einen Ticken später wurde erneut ein Penalty für das Heimteam aus Bäretswil gepfiffen. S. Meier trat an, nahm Tempo auf und schoss – leider aber neben das Tor, so dass der Spielstand von 5:2 voererst erhalten blieb. Fast zehn Spielminuten war der Spielstand unverändert geblieben, als Osterwalder als hinterster Mann relativ ungefährlich abgeschlossen hatte, der anschliessende Gegenstoss Nuglars erwies sich hingegen als alles andere als harmlos und erhöhte die Tordifferenz auf vier und den Spielstand auf 2:6 aus Bäretswiler Sicht. Die Nerven der Bäretswiler lagen blank und Coach Webber musste die Bank ermahnen, nicht auch noch gutgemeinte Tipps aufs Feld zu rufen. Die Bäretswiler wirkten überhaupt etwas aufgekratzt, ungeduldig und leider nicht sehr mutig. Und gleichzeitig wussten sie auch, einen Viertorerückstand aufzuholen wäre nicht grundsätzlich ein Ding der Unmöglichkeit – auch nicht unbedingt gegen Nuglar. Ob die Ermahnung etwas nützte, ob man sich in Spiel schickte oder ob mein Bericht (wie alle anderen Berichte davor) die eigenen Mitspieler in einem viel schlechteren Licht dastehen lässt, als es tatsächlich der Fall war, wir wissen es nicht. Was als nächstes passierte, und irgendwie ja kausal mit dem vorher Berichteten verknüpft sein muss (nun ja meine literarische Fiktion, die in den Berichten manchmal etwas überbordet, lässt ja kausale Zusammenhänge zuweilen verbleichen, aber in meiner gedachten Welt gibt es diesen Zusammenhang), war, dass G.Meier bei einem Konter sehr lange Zeit hatte, diese zum Zielen und Verzögern nutzte und endlich(!) den dritten Bäretswiler Treffer erzielen konnte, gut 20 Spielminuten nach dem letzten aus dem Spiel erzielten Tor! Doch auch etwas typisch für die Serie: Kaum hatte Bäretswil einen Zähler gutgeschrieben bekommen, folgte die Antwort Nuglars auf dem Fuss. So auch jetzt Nur knapp zwei Minuten nach Meiers Treffer, erfolgte wieder ein Ballverlust in der eigenen Zone. Nuglar Stürmer schalteten sofort um und man hörte nur noch „Tik-tak-tik“ und der Ball, war nach einer raschen Kombination im Bäretswiler Tor zum 3:7 versorgt. Endlich hatte aber nun auch Bäretswil eine Reaktion bereit. Keine Minute später konnte S.Meier im vollen Lauf Ganz in der Mitte finden, der seinen Stock mehr oder weniger nur noch hinhalten musste und Treffer Nummer vier vom Heimpublikum beklatschen lassen konnte. Das zweite Drittel hätte nun durchaus das Potential zu einer Wende gehabt, wenn Nuglar es nun zugelassen hätte. Aber wieder verwaltete es seinen Ballbesitz geschickt, stellte vier Feldspieler auf und – ein Novum – schloss von hinten ab und reüssierte. 4:8 stand es am Ende des zweiten Drittels und Bäretswil, das den Mut auch im zweiten Drittel über weite Strecken vermissen liess, musste mit dem Rücken zur Wand und grosser Hypothek in die Garderobe.

Das dritte Drittel würde eine Entscheidung bringen: Nuglar im Halbfinal oder Bäretswil am nächsten Tag in Basel. Und Jungspund Weissenberger, der am Tag zuvor noch einen 30km Marsch absolviert hatte, trat zu seinem Solo an und traf unter lautem Jubel zum 5:8. Doch wieder dauerte es nur eine gute Minute bis bei den Bäretswilern wieder ein Nugler zu viel Platz bekam und vergessen wurde, ein halbhoher Schuss markierte das 5:9. Nuglar drückte weiter und wollte auch noch den zehnten Treffer erzielen während Bäretswil nun endgültig unter Druck geriet, Tore zu erzielen und im Gegenzug auch zu verhindern. In der 48. Minute konnte Fischer flach ins rechte Eck einschieben, 6:9 und nur wenig später führte eine seltsame Szene zum 6:10: Ein Gerangel um den Ball vor dem Bäretswiler Tor mit mehreren Stöcken und den zwei Händen Kuratles führte dazu, dass ein Nugler Stürmer auf Kuratle stürzte und ihn an einer Bewegung hinderte. Der Ball war indessen hinter dem Tor an einen Nugler Stock geraten und auf der anderen Seite eingeschoben worden. Der Treffer zählte, obwohl hier der Torhüter doch ziemlich klar behindert worden war. Obwohl Nuglar also sehr komfortabel in Führung lag, liess sich bisweilen eine gewisse Gehässigkeit bei einzelnen Exponenten beobachten. So auch, als der Schiedsrichter zwar streng, aber unbestritten regelkonform eine Strafe wegen Zeitspiels gegen Nuglar pfiff (Ein Nugler hatte den Ball nach einem Pfiff gegen sein Team weggeschlagen), zeigte er ihm hinter seinem Rücken den Vogel und hing im Schlötterlig an, allerdings scheinbar ausser Hörweite, denn dieses unangebrachte Verhalten hatte keine weiteren Konsequenzen. Bäretswil, das eben begonnen hatte mit vier gegen drei zu spielen, kam nun also zu einem Powerplay. Dieses wurde mit drei gegen zwei aufgezogen und fünf Minuten vor Schluss traf Osterwalder aus zentraler Position zum 7:10. Nun keimte noch einmal Hoffnung auf. Doch auch Nuglar hatte seine Konsequenzen aus dem ersten Spiel gezogen, Bäretswil kam im Spiel vier gegen drei nicht mehr so leicht zu Abschlüssen und zu allem Unglück wurde auch noch je der rechte und der linke Pfosten getroffen. Erst als die Uhr bereits 59:49 anzeigte, Bäretswil hatte vorher noch sein Timeout genommen, konnte erneut Osterwalder den Ball zum 8:10 im Netz versenken. Obwohl noch alles versucht wurde, gelang es nicht. Nuglar zog letztendlich verdient in den Halbfinal ein. Und für die Bäretswiler endete die Saison mit einem Auftritt, der wohl etwas hinter den Erwartungen zurückblieb, vor einem tollen Heimpublikum. Was lässt sich zum Schluss dieser Saison sagen? „Wir sind enttäuscht, es hat nicht so weit gereicht!“? Oder vielleicht doch eher: „Mit diesem Team die Playoffs zu schaffen und gegen Nuglar mitzuspielen und zu sehen, wo noch Luft nach oben ist, macht Lust auf mehr!“

Sicher ist, das (zumeist) junge Bäretswiler Team wird weiterhin von sich reden machen wollen, vielleicht in den nächsten Berichten mit mehr Fakten und weniger unnützem Wissen. Lassen wir also noch einmal Erich Kästner das letzte Wort haben, als Metapher für das DTB Herren 1:

Ich bin noch klein und hab erst zwölf Blütchen.
Auf meinem Schildchen steht „Prunus triloba“.
Ich bin nicht so groß wie die gelben Forsythien.
Dafür bin ich rosa.

Ich bin noch klein und ganz ohne Füßchen.
Und wüsste so gern, wie das Tanzen tut!
Überbringen Sie, bitte, die schönsten Grüßchen
den Gänseblümchen und den Radieschen!
Und es ginge mir gut.

Bäretswil: Huber, Kuratle; Fischer, G.Meier, Osterwalder; Brodbeck, Ganz, S. Meier; Gysin, E.Meier, Moser, Weissenberger; Bäretswil ohne Schmitter (verletzt), Webber (verletzt, Coaching)